Auswürflinge des Nördlinger Ries – Impakts im Sittertobel

Die Mitglieder der Fachgruppe Meteorastronomie beschäftigen sich mit den Meteoroiden, die bei der Kollision mit der Erdatmosphäre eine Leuchtspur (Meteor) generieren. Die Messung von Zeitpunkt, Richtung, Geschwindigkeit und Helligkeit der Leuchtspur erlaubt die Zuordnung zu einem Meteorstrom und somit (meist) zum Mutterkörper dieser Meteoroide. Aus dieser Kenntnis lassen sich grundlegende Aussagen über die Entstehung und Entwicklung kleinerer und grösserer Körper unseres Sonnensystems ableiten. Mit der Beobachtung und Aufzeichnung von Meteoren leistet diese Fachgruppe einen wissenschaftlichen Beitrag und hilft damit zu einem besseren Verständnis über unseren eigenen Werdegang.

Website der Fachgruppe: www.meteorastronomie.ch

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Richard
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Auswürflinge des Nördlinger Ries – Impakts im Sittertobel

Beitrag von Richard »

Hallo zusammen

Neben den Sand Diapiren bei Winterthur, welche erst kürzlich dem Ries Ereignis zugeordnet werden konnten, existieren im Sittertobel, nördlich von St Gallen, auch Auswürflinge des Nördlinger Ries–Impakts. Die Geologen Ulrich Büchi und Franz Hofmann untersuchten bereits 1945 Molasseschichten in der Ostschweiz. Im Sittertobel stiessen sie in Mergel- und Nagelfluhschichten auf "Eckiges Material" aus Malmkalk, germanischem Buntsandstein, sowie "zersetztes, braunviolettes Material". Dieses konnte weder bez. Form (da eckig) noch Zusammensetzung in diesen Schichten entstanden sein. Als einzige Hypothese wurden damals Vulkanische Durchschlagsröhren postuliert, welche dieses Material aus dem Raum Bodensee hierher geschleudert haben sollen – damals ein vermuteter Nebeneffekt des Hegau Vulkanismus.

Erst 1978 wurde dann von F. Hofmann dieses Phänomen in einer weiteren Publikation als Folge des Ries Impakts umgedeutet, [2].
Jüngste Forschungen (2021) haben nun bestätigt, dass diese Blöcke vom Impakt des Nördlinger Ries Asteroiden stammen und hier nach einem ca. 180 km langen Parabelflug auf der damaligen Oberfläche dieser Molasseschicht gelandet sind [3].

Einem breiteren Publikum wurde dies erst vor kurzem durch diverse Presseberichte bekannt so, z.B. [4] [5] [6].
Der Standort östlich von Bernhardzell, ist offenbar die "Top Site" dieser Forschung und entspricht dem Fundort der "Shocked quartz grains" und "Shatter cones" in [3]. In [1] ist dessen Lage mit Koordinaten beschrieben: "Linkes Sitterufer… 743'250 /260'500 bis 300m flussabwärts".

Beste Grüsse

Richard

References:
[1] U. Büchi, F. Hofmann: Spuren vulkanischer Tätigkeit im Tortonien der Ostschweiz. 1946, Geologisches Institut der ETHZ.
https://www.e-periodica.ch/digbib/view? ... %3A371#371
[2] F. Hofmann: Spuren eines Meteoriteneinschlags in der Molasse der Ostschweiz und deren Beziehung zum Riesereignis, Bull. Ver. Schweiz. Petroleum-Geol. u. -Ing., Vol. 44, Nr. 107, Oktober 1978. https://www.e-periodica.ch/cntmng?pid=v ... 78:44::123
[3] S. Holm-Alwmark et al. Shocked quartz in distal ejecta from the Ries impact event (Germany) found at ~ 180 km distance, near Bernhardzell, eastern Switzerland, 2021.
https://www.nature.com/articles/s41598-021-86685-2.pdf
[4] Naturhistorisches Museum Bern: Meteoriteneinschlag: Als es in St.Gallen Steine regnete… Medienmitteilung …14.4.2021
https://www.nmbe.ch/de/museum/aktuelles ... ne-regnete
[5] Der Bund: Als es in St. Gallen Steine regnete
https://www.derbund.ch/als-es-in-st-gal ... 2079118845
[6] Scinexx: Ries-Einschlag: Gesteinsregen bis in die Schweiz
https://www.scinexx.de/news/geowissen/r ... e-schweiz/
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